Priestersein heute...!
Weihbischof Herwig Gössl referierte über die „Priesterliche Identität“ und Pfarrer Markus Bolowich (aus Nürnberg) sprach über „Leben, Wirken und Handeln als Priester“. Beide berichteten über ihre persönliche Sicht auf den Priesterberuf und ihre Erfahrungen.
Eine Priesterweihe macht keinen neuen Menschen aus den Kandidaten. Das macht eigentlich die Taufe: sie reinigt und gliedert in das Gottesvolk, in die Kirche, ein. Die Priesterweihe autorisiert zum priesterlichen Dienst im Besonderen. Das geht aber nur, wenn ich authentisch bin, wenn ich mich selbst sehr genau kennengelernt und lieben gelernt habe. Ein Diener Gottes zu sein, funktioniert nur, wenn ich mich selbst akzeptiere. Weihe, Priesterkragen, Soutane, Albe und Messgewand sind nur Hüllen. Der geweihte Priester bekommt kein Update aufgespielt, das ihn in einen Apostel verwandelt. Mich selbst und meine Berufung zu erkennen und anzuerkennen heißt, zu wissen, dass Gott mich, mit meiner einzigartigen Persönlichkeit, meiner Vergangenheit, meinen Talenten und auch meinen Schwächen gerufen hat, ihm nachzufolgen. Wenn ich um aufrichtige Imitation Christi bemüht bin, darf das kein Schauspiel und keine Selbstdarstellung sein. Echtheit ist gefragt.
Was für ein großer Schritt! Wer berufen ist, hat sich in besonderer Weise von Jesu Liebe und Ruf anrühren lassen. Unser Propädeutikum nähert sich dem Ende, ein guter Monat noch. Wer den Weg des Glaubens geht, wird die Liebe Jesu weiter empfangen und ist dazu aufgefordert, sie weiter zu schenken. Denn so heißt es auch im Evangelium: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; (…) und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“ (Mt 11,29) Jesu Joch ist die Liebe. Dieses Joch ist sanft und leicht (vgl. Mt 11,30). Und Liebe drängt immer nach außen, sonst ist es Selbstsucht. Deswegen ist das Priestersein immer ein Nach-draußen-Gehen. Auf andere zu.
Bericht und Foto: Andreas Eichler